Das Louisenstift in Königsbrück von 1835 bis heute

19. Jahrhundert

  • 1835

    Gräfin  Louise von Hohenthal © Louisenstift gGmbH

    Am 2. Mai wird die von Frau Kammerherrin Gräfin Louise von Hohenthal gestiftete Kleinkinderschule feierlich eröffnet. Zunächst finden 18 Kinder eine Aufnahme. Der Zweck der Einrichtung besteht darin, Eltern, die wegen ihrer jeweiligen Lebensumstände nicht genügend Zeit zur Erziehung ihrer Kinder aufzubringen vermögen, eine Möglichkeit zu geben, „ihre Kinder in geordneter Weise erziehen zu lassen und in denselben schon in zartester Jugend den Keim zu einer sittlich religiösen Lebensrichtung zu legen und zu beleben.“

  • 1843

    Die Lehrerwitwe Kunath aus Reichenbach übernimmt die Leitung der Kleinkinderschule. Beim Begräbnis der Gräfin Louise begleiten die Stiftskinder den Sarg mit Blumen in den Händen.

  • 1844

    Königin Marie von Sachsen besucht am 10. Dezember das Louisenstift. Bis zu ihrem Tode leistet sie einen jährlichen Beitrag von 36 Talern.

  • 1856

    Als Peter Alfred Graf Hohenthal die Standesherrschaft an den Fürst von Radali verkaufen muss, stellt er den Fortbestand des Stifts durch ein Kapital von 10.000 Talern sicher und verfügt, dass die Kleinkinderschule als Werk seiner ersten Gattin dauerhaft den Namen „Louisenstift“ tragen solle.

  • 1859

    Fräulein Wilhelmine Gössel übernimmt die Leitung des Stifts. Das Stift selbst wird in das Rentamt vor dem Schloss verlegt. Um diese Zeit werden 35 Kinder betreut.

  • 1885

    Im Juli bricht im Dachstuhl des Hauses, in dem sich auch die Kleinkinderschule befindet, ein Feuer aus, das den gesamten Dachstuhl erfasst und ihn vollständig zerstört. Die Bewohner des Hauses können das Mobiliar vor den Flammen retten.

  • 1893

    Kommerzienrat Naumann erwirbt die Standesherrschaft aus dem Konkurs des Grafen Wilding und lässt für das Louisenstift ein neues großes Gebäude bauen.

  • 1896

    Am 18. Oktober wird das neue Gebäude feierlich eingeweiht. Zudem setzt Kommerzienrat Naumann ein Kuratorium zur Verwaltung des Stifts ein.

20. Jahrhundert

  • 1900

    Um diese Zeit besuchen lediglich noch 15 Kinder das Louisenstift. Dies ändert sich allerdings recht schnell, als Fräulein Martha Bielig, eine erfahrene Kleinkinderlehrerin, die Leitung übernimmt.

  • 1905

    Die Gebrüder Reuter – Fabrikbesitzer aus Königsbrück – und der Stadtgemeinderat bewilligen einen jährlich zu leistenden Beitrag von 200 Reichsmark zur Erhaltung des Stifts. Allein aus den Zinsen des Stiftungskapitals kann die wachsende Zahl der Kinder nicht mehr ausreichend versorgt werden.

  • 1910

    „Jubelfeier“ zum 75- jährigen Bestehen des Louisenstift. © Louisenstift gGmbH

    Der Kirchenvorstand der Gemeinde Königsbrück übernimmt die Verwaltung und Aufsicht des Stifts. Auf Vorschlag des Kirchenvorstandes wird der Bürgermeister als stimmberechtigtes Mitglied in das Kuratorium aufgenommen.

  • 1921

    22 schulpflichtige und 10 bis 12 nichtschulpflichtige Kinder finden im Louisenstift Betreuung. Jedes Kind bestellt einen eigenen kleinen Garten und wird darin unterwiesen, kleinere Schäden an der Bekleidung selbst auszubessern.

  • 1935

    Das hundertjährige Jubiläum wird feierlich begangen.

    In den Vorkriegsjahren kann mit Mühe verhindert werden, dass das Stiftungsvermögen von der NSDAP übernommen wird. Allerdings ist nicht zu vermeiden, dass das Stift unter nationalsozialistische Leitung gerat, die dort einen NSV-Kindergarten einrichtet.

  • 1945

    Die Beseitigung der Kriegsschäden am Gebäude erfolgt aus Stiftungsmitteln. Die Wiedereröffnung des Louisenstifts kann durch Pfarrer Ranft, Pfarramt Königsbrück, in die Wege geleitet werden. In den Jahren nach dem Krieg finden vornehmlich Flüchtlingskinder aus Schlesien im Stift eine neue Heimat.

  • 1950

    Wiedereröffnung als Kindereinrichtung © Louisenstift gGmbH

    Wiedereröffnung als Kindereinrichtung © Louisenstift gGmbH

    In den 50-er Jahren werden überwiegend sozial benachteiligte oder von ihren Eltern verstoßene Kinder aufgenommen.

  • 1970

    In den 70-er Jahren verbringen viele Kinder von Schaustellern und Artisten ihre Schulzeit im Louisenstift.

  • 1983

    Aus Mitteln der Kirche (Genex) wird auf dem Grundstück Gartenstraße 9 in Königsbrück ein Wohnhaus für die Heimleitung errichtet.

  • 1985

    Ab den 1980-iger Jahren werden zunehmend erziehungsschwierige Kinder und Jugendliche betreut, die auf Wunsch ihrer Eltern aufgenommen werden.

    Im Rückblick auf die Bedingungen während des DDR-Zeitraums ist festzuhalten, dass Bildung und Erziehung von Kindern einem Staatsmonopol unterliegt. Das Louisenstift fristet sein Dasein am Rande und erhält keinerlei staatliche Förderung. Die Finanzierung des Stifts obliegt einzig der Evangelischen Kirche.

  • 1990

    Nach der Wiedervereinigung der beiden Deutschen Staaten arbeitet das Louisenstift auf der Basis und nach Maßgabe des Kinder- und Jugendschutzgesetzes der Bundesrepublik Deutschland.

  • 1992

    Im Mai wird die „Louisenstift gGmbH“ mit dem Diakonischen Werk Sachsen als Gesellschafter gegründet.

    Übernahme des Kinderheimes in Uhyst aus der Trägerschaft des damaligen Landkreises Bischofswerda.

    Erweiterung des Angebotes um eine Außenwohngruppe in Königsbrück, Kamenzer Straße 38

  • 1993

    Übernahme des Kinderheimes Brauna aus der Trägerschaft des Freistaates Sachsen.

  • 1995

    Anmietung eines Hauses in Königsbrück, Bergstraße 3 für eine Familienwohngruppe und Betreutes Wohnen für Jugendliche.

    Aus dem Betreuten Wohnen entwickelt sich in den folgenden Jahren ein eigenständiger ambulanter Bereich für Sozialpädagogische Familienhilfe, Erziehungsbeistand und Nachbetreuung der aus den stationären Hilfen ausgeschiedenen Jugendlichen.

21. Jahrhundert – Hier und Heute

  • 2004

    Außensanierung des Gebäudes Gartenstraße 9 in Königsbrück (Stammhaus)

  • 2006

    Die Jugend- und Altenhilfeeinrichtung „St. Elisabeth-Verein e. V.“ aus Marburg im Bundesland Hessen wird neuer Gesellschafter der Louisenstift gGmbH.

  • 2008

    Erwerb des Grundstückes in Brauna

    Nach einem Brand im Dachstuhl des Gebäudes Kamenzer Straße in Königsbrück wird das Gebäude unbewohnbar. Die Kinder der Intensivgruppe und die Geschäftsstelle finden für die Zeit des Wiederaufbaus im Stammhaus Platz.

  • 2009

    Der ambulante Bereich wechselt von Königsbrück nach Kamenz in ein dafür angemietetes Regionalbüro. Entsprechend des Bedarfes wird das Angebot erweitert um das Ambulant betreute Wohnen für geistig behinderte, später auch psychisch kranke Menschen.

    Der Standort Bergstraße in Königsbrück wird aufgegeben.

    Brandschutzgerechter Umbau des Gebäudes in Brauna (Fertigstellung 2010)

    Wiederaufbau Intensivgruppe und Neueröffnung im November

  • 2010

    Das Stammhaus des „Louisenstifts“ wird saniert und mit neuem Konzept durch die Familienbegleitende Wohngruppe Königsbrück genutzt.

  • 2012

    Erweiterung der Ambulanten Hilfen um den Standort Hoyerswerda

    Eröffnung der heil- und traumapädagogischen Wohngruppe „Fith“, nach eine umfangreichen Sanierung des ehemaligen Wohnhauses in Königsbrück.

  • 2013

    Konzeptveränderungen in Schönteichen- Brauna und Uhyst

  • 2015

    Neubau einer Wohngruppe am Standort Großharthau durch den Gesellschafter (St. Elisabeth- Verein e.V.)

  • 2016

    Zeitweilige Aufnahme von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in Brauna.

    Auszug der Wohngruppe aus Uhyst und Start mit neuem intensivpädagogischem Konzept als Wohngruppe „Kastanienhof“ in Großharthau.

    In diesem Zusammenhang wurde der Standort Uhyst aufgegeben, die Immobilien an die Vermieter zurückgegeben bzw. verkauft.

  • 2017

    Umbau des Stammhauses für die Nutzung als Wohngruppe, Verwaltungstrakt und Kindertagesstätte

    Dafür wurde das gesamte Dachgeschoss energetisch grundsaniert, eine neue Raumaufteilung geschaffen und der Anbau um eine Etage erweitert. Noch während der Baumaßnahmen fiel die Entscheidung für eine kleine Kindertagesstätte unter der Regie der Louisenstift gGmbH. Dafür wurden die Umbauarbeiten im Erdgeschoß des Haupthauses dahingehend verändert.

    Im Sommer 2017 bezogen die Wohngruppe „Famos“ und die Verwaltung ihre neuen Räume.

    25-jähriges Jubiläum der Wohngruppe Kamenzer Straße 38, derzeit Intensivgruppe für 8 Kinder und Jugendlichen

    10 Jahre Mitarbeit im Projekt Präventiver Kinderschutz im Landkreis Bautzen

  • 2018

    Eröffnung der Kindertagesstätte „Louisenstift“ und damit Rückkehr zu den Ursprüngen des „Louisenstifts“+ Neugestaltung Außengelände

    Die Intensivgruppe Königsbrück erhält einen neuen Spielplatz

    Start des Projektes „Mangelware“ in Kamenz als tagesstrukturierendes Beschäftigungsprojekt für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Sie bereiten neuwertige Kleidung auf und verkaufen sie im Laden „Mangelware“.

  • 2019

    Eine Wohngruppe verlässt das Schloss in Brauna und bezieht in Kamenz eine von der SWG Kamenz für diesen Zweck umgebaute und von der Louisenstift gGmbH angemietete Immobile. Mit neuem Konzept widmet sich die „Jugendwohngemeinschaft Kamenz“ der Unterstützung Jugendlicher auf ihrem Weg in die Selbständigkeit und weiterhin auch der Integration ausländischer Jugendlicher.

    Im gleichen Haus findet auch das Regionalbüro der ambulanten Kinder- Jugend- und Familienhilfe findet ihr neues Domizil.

    Bau eines Spielplatzes für die Kita „Louisenstift“

    Start des Projektes „Trampolin“ in Hoyerswerda, ein Gruppenangebot für Kinder aus suchtbelasteten Familien; finanziell unterstützt vom Diakonischen Werk Sachsen.

  • 2020

    Kauf eines Grundstückes in Schwepnitz für einen Ersatzneubau der noch in Brauna ansässigen Wohngruppe

    Weiterführung des Projektes „Trampolin“ als Modellprojekt im Rahmen des GKV Bündnis für Gesundheit in Kooperation mit der Sächsischen Landesstelle gegen die Suchtgefahren e.V. (SLS e.V.)

    Die Coronapandemie erforderte zeitweise in allen Bereichen der Louisenstift gGmbH tiefgreifende Umgestaltungen und veränderte durch Schulschließungen, Homeoffice, Videokonferenzen oder Maskenpflicht für alle Kolleg*innen den Arbeitsalltag. So öffnete die Kita zeitweise nur in Notbetreuung bzw. eingeschränktem Regelbetrieb, die Wohngruppen dagegen arbeiteten auf Hochtouren durch und die ambulanten Dienste z.T. auf neuen Kommunikationswegen.

Wir verbinden diakonische und soziale Traditionen mit Innovation.