Erwachen – Ich erwache! – Du erwachst?!

Frühling! Ich weiß nicht wie es ihnen geht, für mich ist dies eine sehr belebende Zeit. Alles in der Natur erwacht zu neuem Leben. Selbst die Friedhöfe bricht sich die Blütenpracht Bahn. Es ist als ob sie zeigen will, dass das Leben stärker ist als der Tod. Nein, die Grabsteine verschwinden nicht. Sterben, Verlust und Trauer sind immer noch da. Doch dazwischen, blüht gegen alle Verzweiflung Hoffnung. Hoffnung, dass es weiter geht; Hoffnung, dass etwas Neues beginnt. 

 

In dieser Zeit feiern Christen Ostern. Worum geht es da eigentlich? Jesus, der unbestritten als historische Figur gelebt hat, war verurteilt worden. Todesstrafe! Erhängen an einem Holzkreuz, öffentlich, vor der Stadt. Grausam, menschenverachtend, abschreckend für alle anderen. Er stirbt, wie er gelebt hat, voll Liebe und Hinwendung zu den Menschen. Noch im Tod vergibt er den Menschen, die ihm das angetan haben. Man begräbt ihn; aus der Traum!

Doch dann geschieht etwas, das für unsere Erfahrung unmöglich ist. Frauen, die sein Grab besuchen wollen finden es leer vor. Sie haben eine Vision, eine Engelserscheinung. Die Botschaft lautet: „Der Tod ist durchbrochen. Jesus, den ihr sucht ist nicht hier. Er wurde auferweckt.“ Im ältesten Bericht (Markusevangelium) über das Ereignis heißt es: „Da verließen die Frauen das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemandem etwas davon; denn sie fürchteten sich.“ Ich finde dies eine sehr nachvollziehbare Reaktion. Unsere Erfahrung sagt uns: „Tot ist tot, da ist nichts zu machen.“
Wir wissen, wie es weiterging. Menschen berichteten, dass sie Jesus nach seiner Auferstehung begegneten. Diese Begegnung hat sie verwandelt. Sie schöpften neue Hoffnung, für ihren Glauben, für ihr Leben und über den Tod hinaus. Deshalb feiern wir Ostern. Die Feier der Osternacht beginnt in der noch dunklen Kirche. Dann wird mit der Osterkerze das Licht hereingetragen, andere Kerzen werden entzündet und weitergegeben. Das Licht breitet sich aus. Die Hoffnung breitet sich aus, dass die Kraft der Auferstehung sich ausbreitet und eines Tages auch mir einen Neuanfang schenkt.

 

Deshalb ist für mich Frühling wie das Erwachen nach der dunklen Nacht. Er weckt meine Lebensgeister und die Farbenpracht erquickt meine Seele. Ich wünsche ihnen allen eine freudvolle Frühlingszeit, ein frohes Osterfest und natürlich eine gute Portion Auferstehungshoffnung.

Ihr Diakon Roberto Kemter