Was hat eine Raupe mit Ostern zu tun? – eine kleine Osterandacht

Traurig hielt der Junge das große Gurkenglas in der Hand. Immer wieder glitten seine Augen über die Äste und Blätter im Glas. “Ich kann meine Raupe nicht finden.“ sagte er halblaut vor sich hin. Seine Mutter kam zu ihm, zeigte auf ein scheinbar zusammengerolltes braunes Blatt und sagte: Da wird sie wohl hineingekrochen sein. Und wenn sie wieder herauskommt wirst du sie nicht mehr erkennen.“ Diese kleine Filmepisode fiel mir beim Nachdenken über Ostern und Frühling spontan ein. Ostern – als Christen feiern wir das fest der Auferstehung. Dies ist ein so ungeheuerlicher Gedanke, dass sich unser Verstand sofort weigert, dies auch nur ansatzweise in Betracht zu ziehen. „Tot ist tot!“ sagt jede menschliche Erfahrung. Da ist nichts zu machen. Das die große segnende Kraft dieses Universums, die wir Gott nennen dürfen, die Grenzen des Todes durchbricht, kann ich mit meinem Verstand nicht erfassen.

Ich kann es nur immer wieder glaubend erahnen. Dabei ist mir das Bild der Raupe, die zum Schmetterling wird eine große Hilfe. Die Raupe vergeht. Noch nie ist eine Raupe aus der Puppenruhe zurückgekehrt. Der Schmetterling, der entsteht ist etwas völlig anderes und doch nicht. Er hat sich aus der Raupe entwickelt. In den Berichten über Jesu Auferstehung lese ich, dass er zwar einen Körper hatte, ihn seine Freunde aber nicht gleich erkannten. Nur bestimmte Merkmale, wie die Wunden der Kreuzigung waren noch vorhanden. Erkannt haben sie ihn aber an seinem Auftreten, seinen Gruß und seinem Handeln. Und aus ungläubigem Staunen wurde jedes Mal Freude.

 

Ostern – das ist für mich das Erleben, das sich das Leben und die Freude Bahn bricht. Nicht ohne Grund liegt Ostern im Frühling. Neben den geschichtlichen Hintergründen spielt das Erwachen der Natur dabei eine ganz große Rolle. Das sprießende Gras, die ersten Blumen, die dicker werdenden Knospen an den scheinbar leblosen Ästen der Bäume und auch die ersten Schmetterlinge, all das lässt unsere Seele aufblühen. Wir bekommen eine Ahnung davon, dass sich das Leben durchsetzt und der Tod nicht das letzte Wort hat. Und wenn ich am Ostersonntag in der dunklen Kirche sitze und das Osterlicht wird hereingetragen und weitergegeben, dann breitet sich langsam das Licht aus. Ein neuer Tag beginnt und mit ihm wird die glaubende Ahnung genährt, dass ich mein Leben in der Kraft der Auferstehung leben darf.

Ich wünsche Ihnen allen einen frohen Ostertag und ein ganz persönliches Auferstehungserlebnis

Diakon Roberto Kemter (Teamleiter HiBB)